BETRIEBSÜBERNAHME - SPREU VOM WEIZEN TRENNEN
Der Kauf eines Unternehmens kann als Alternative zur Existenzgründung Vorteile mit sich bringen – gerade weil die Finanzierungskosten günstig sind und die Unternehmenspreise in vielen Fällen so ausfallen, dass man, Aufbauzeit und Kosten zusammengenommen, dafür ein solches Unternehmen selbst nicht günstiger aufbauen könnte.
Aber was passiert, wenn das Unternehmen nicht hält, was es verspricht, und der Käufer auf dem Darlehen sitzen bleibt und in echte wirtschaftliche Probleme gerät? Diese Sorge und die Frage, wie die Finanzierung der Übernahme überhaupt zustande kommen kann, muß geprüft werden. Trotzdem kann sich die Überlegung, ein Unternehmen zu übernehmen statt es neu zu gründen, lohnen.
Die Vorteile liegen in einer bestehenden Infrastruktur – Büro und ggf. Lagerflächen mit funktionierenden Abläufen und der Auftritt nach Außen sind vorhanden. Die Positionierung am Markt für Dienstleistungen oder ein Produktangebot liegt bereits vor, Kundenstamm und Lieferantenpool ist etabliert und Mitarbeiter qualifiziert.
Das heißt nicht, dass es leichter ist, ein Unternehmen fortzuführen. Der Vorteil liegt vielmehr darin, dass der Gründer auf einem höheren wirtschaftlichen Punkt aufsetzen kann – d.h. nicht nur, das eigene Gehalt ist in der Regel höher als bei einer Gründung - er hat auch mehr „Masse“ im Bereich Markt, Kunden und Ressourcen, um zu optimieren und zu wachsen. Die Möglichkeiten sind vielfältiger und größer, da das Unternehmen in der Vergangenheit Ressourcen aufbauen konnte, die ggf. heute, durch Internet, EU-Richtlininen und Globalisierung, so gar nicht mehr möglich wären.
Was sind die Erfolgsfaktoren für eine gute Betriebsübernahme?
Die Erlössituation ist ein zentrales Erfolgselement, diese sollte nachhaltig (d.h. konjunkturunabhängig und über einen längeren Zeitraum) über dem Durchschnitt liegen (im Branchenvergleich, in Bezug zur Größe etc.). Es reicht, wenn dies nur ein paar Prozentpunkte sind.
Bei der Auswahl des Unternehmens ist hierauf besonders zu achten. In der Regel ist dann auch keine langfristige Verschuldung gegeben, es sei denn, es wurde Anlagevermögen langfristig finanziert.
Natürlich kommen noch weitere Faktoren hinzu, die risikorelevant sind – diese sind zu prüfen:
- Ausgewogene Kundenstruktur – je kleinteiliger, i.d.R. je besser.
- Mehrere Produkte und Dienstleistungen (Verkauf und regelmäßige Wartungseinnahmen)
- Stabile Vertriebsstrukturen
- Kein bedeutender Investitionsstau
- keine gesetzlichen Änderungen mit größeren Auswirkungen auf das Geschäftsmodell
Zusammengefasst sollte das Unternehmen in der Vergangenheit zumindest leicht überdurchschnittlich gewesen sein, dann ist die Grundannahme, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Wichtig ist, hier das Gesamtbild (big picture) im Auge zu behalten und nicht das Haar in der Suppe zu suchen.
Wie geht man die Suche nach einem Unternehmen an?
Wenn die Entscheidung für eine Betriebsübernahme gefallen ist sind in einem ersten Schritt die Rahmenbedingungen zu klären. Machbarkeit steht hier an vorderster Stelle. Die finanziellen Mittel, die selbst zur Verfügung stehen, bilden den Rahmen für die Größenordnung des Unternehmens. Der übrige Teil kann über eine Fremdfinanzierung vorgenommen werden. Als Orientierung kann man den Faktor 7 nehmen: 15 Prozent Eigenkapital werden so mit dem Faktor 7 multipliziert, so dass der Finanzierungrahmen dann als erste Orientierung dienen kann. Im Einzelfall kann dieser Faktor auch höher liegen (z.B. 10). Es geht hier nur um einen ersten Anhaltspunkt, welche maximale Größe finanzierbar ist.
Mehr Infos zur Finanzierung eines Unternehmenskaufs finden Sie hier: Finanzierung Unternehmenskauf.
Ist dieser Rahmen festgelegt ist es hilfreich, die weiteren Anforderungen an das Zielunternehmen festzulegen. Viele Unternehmensbörsen sind so aufgebaut, dass eine Umkreissuche oder die Mitarbeiterzahl als Kriterium eingegeben werden kann, so dass die Suche dadurch vereinfacht wird.
Folgende Fragen sind zu klären:
- Sollte sich der Standort in der Nähe befinden oder bin ich bereit, für eine Betriebsübernahme umzuziehen?
- Welche Mitarbeiterzahl und Umsatzgröße sind das Minimum?
- Ist eine bestehende Vertriebsstruktur gewünscht und kann so eine Abhängigkeit vom Inhaber vermieden werden?
- Zu welchem Zeitpunkt ist eine Betriebsübernahme vorgesehen?
- Wieviel eigene Mittel und Sicherheiten können gestellt werden?
Welche Möglichkeiten bieten Firmenbörsen?
Firmenbörsen bieten einem Interessenten die Möglichkeit, einen Betrieb zum Kauf zu finden oder ein Unternehmen anzubieten. Zum Teil werden weitere Informationen und Checklisten angeboten, die eine erste Orientierung anbieten. In der Regel werden die Unternehmen über Regionalpartner eingestellt und unterliegen bestimmten Regelungen wie die Gewährleistung der Anonymität des Unternehmens.
Die Nutzung der Datenbanken ist in der Regel kostenlos und sind mit einer Chiffre-Nummer versehen. Die bekannteste Datenbank ist die bundesweite Unternehmensbörse nexxt change. Hierunter sind sowohl Industrieunternehmen, Dienstleister, Handelsunternehmen und Handwerksbetriebe zu finden.