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Einbruch des VC-Geschäftsklimas
Ansprechpartner für Existenzgründer in Köln

Ihr Berater
Diplom-Betriebswirt
Andreas Idelmann

Zinswende und Krieg führen zu Einbruch des VC-Geschäftsklimas

  • Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage ist noch knapp im grünen Bereich
  • Die Geschäftserwartungen sind durchschnittlich
  • Die Beurteilungen des Konjunkturklimas, Fundraisingklimas und Zinsniveaus gehen stark zurück
  • Die Beurteilung der Einstiegsbewertungen steigt stark an

Das Geschäftsklima auf dem deutschen Venture Capital-Markt knickte im 1. Quartal 2022 erneut ein. Das German Venture Capital Barometer fiel auf 7,2 Saldenpunkte (-35). Grund dürfte neben der inflationsbedingt verschärfenden Zinswende die kriegsbedingt gestiegene wirtschaftliche Unsicherheit sein. Der Indikator für die Geschäftslage sank um 33 Punkte auf 12,8 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung verlor 37 Zähler und liegt nun bei 1,7 Saldenpunkten. Im Gegensatz zum coronabedingten Rückgang des Geschäftsklimas 2020 erfolgt der Rückgang von einem rekordhohen Niveau. Außerdem ist der Einbruch nur ca. halb so hoch wie 2020.

Die am stärksten eingebrochenen Beurteilungen im ersten Quartal sind die von Konjunktur, Zinsniveau, Fundraisingklima und Wertberichtigungsdruck. Aufgrund des eskalierten Krieges in der Ukraine stürzte das Konjunkturklima förmlich ab. Der Rückgang ist wesentlich stärker als beim Corona-Ausbruch zwei Jahre zuvor. Startups sind, ebenso wie damals, durch die konjunkturelle Abkühlung weniger betroffen.

Die Zinswende der internationalen Notenbanken hat sich kriegsbedingt beschleunigt und lässt stärkere Effekte erwarten. Sie führt zu niedrigeren Kursen bei Technologieaktien, dies wirkt sich auch auf die privaten Märkte aus und erhöht den Wertberichtigungsdruck. Für Investoren ist hingegen positiv, dass auch die Einstiegsbewertungen bei neuen Investitionen sinken. Der Indikator hierfür hat sich stark verbessert. Er ist der einzige mit einem deutlichen Zugewinn. Aufgrund der steigenden Zinsen verliert die Assetklasse VC tendenziell Anlegergelder, was auf lange Sicht das Fundraising erschwert.

Bei den Indikatoren für die Höhe des Dealflows gibt es kaum Veränderungen, ebenso bei der Investitionsbereitschaft sowie den Exitmöglichkeiten. Der Klimaeinbruch könnte somit wie beim Pandemieausbruch zunächst den Schock über die Ereignisse widerspiegeln und kurzfristig keine Auswirkung auf die tatsächliche Investitionstätigkeit haben.

Im ersten Quartal 2022 brach das VC-Geschäftsklima regelrecht ein. Dies liegt an den hohen Inflationsraten und der verschärften Zinswende der internationalen Notenbanken. Die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten durch den eskalierten Krieg in der Ukraine haben ebenfalls Einfluss darauf. Jedoch war das vorherige Niveau sehr hoch und der Einbruch ist kleiner als beim Ausbruch der Corona-Pandemie 2020. Es zeigt einen Schock über die Ereignisse, der sich bisher auf die breite Investitionstätigkeit nicht auswirkt. Es wurden in den ersten drei Monaten bereits ca. 3 Mrd. EUR Venture Capital in deutsche Startups investiert. Dies sind mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch ohne Megadeals, die unterschiedlich häufig vorkommen, liegt das Volumen knapp unter dem des vorherigen Ausnahmequartals. Man kann erwarten, dass die Investitionstätigkeit auf dem VC-Markt weiterhin stabil bleibt, denn die Investoren sitzen noch auf viel Kapital. Außerdem könnten die Kriegsauswirkungen auf die Energieversorgung das Interesse an Clean- und Climate-Tech-Startups noch verstärken.

Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflationsrate und die eingeläutete Zinswende prägt die Stimmung in der Wirtschaft und auf dem Kapitalmarkt. Das betrifft auch den deutschen Venture Capital-Markt. Wie sich die Situation weiter entwickelt, ist abzuwarten. Wenn die Zinswende mehr Fahrt aufnimmt und Europa nachzieht, würde dies weiteren Druck auf die Bewertungen von börsennotierten Tech-Unternehmen und somit auch nicht-notierte Startups haben. Die Entspannung bei den zuvor kritisch bewerteten Einstiegsbewertungen sowie der weiterhin positiv bewertete Dealflow sind erfreulich. Bei Betrachtung der Gesamtsituation ist dies jedoch nur ein schwacher Trost.

Das German Venture Capital Barometer wird von der KfW zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften e.V. (BVK) exklusiv für das Handelsblatt berechnet. Unter www.kfw.de/gpeb sind ausführliche Analysen mit Datentabellen und Grafiken zur Entwicklung des Geschäftsklimas im Venture Capital- und Later Stage-Segments abrufbar.

Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)